Teutscher Nation Heldenbuch

Der einer Druckwerkstatt nachempfundene Ausstellungsbereich zur Reformation im Deutschlandmuseum zeigt ein seltenes Exemplar deutscher Buchdrucker-Kunst aus dem 16. Jahrhundert: Das Teutscher Nation Heldenbuch des Historikers Heinrich Pantaleon.

Ein deutscher Universalgelehrte: Heinrich Pantaleon

Wie bei vielen Gelehrten seiner Zeit lässt sich das Schaffen Heinrich Pantaleons (1522-1595) nur schwer auf ein Fachgebiet eingrenzen. Nachdem er sowohl Theologie als auch Medizin studiert hatte, arbeitete er als Mediziner, Theologe, Hochschullehrer für Dialektik und Physik sowie als Historiker. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in Basel, damals Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Neben der Übersetzung von Büchern verschiedener Fachrichtungen verfasste Pantaleon auch eigene Werke.

Autor von Teutscher Nation Heldenbuch: der Universalgelehrte Heinrich Pantaleon Gravur


Autor von Teutscher Nation Heldenbuch: der Universalgelehrte Heinrich Pantaleon Gravur, Anonym, Deutschland, um 1595 (Quelle: The British Museum / CC BY-NC-SA 4.0)

Das Teutscher Nation Heldenbuch in deutscher Sprache, wie es im Deutschlandmuseum zu sehen ist, entstand in den Jahren 1567-70. Zuvor war es unter dem Titel Prosopographia heroum atque illustrium virorum totius Germaniae bereits auf lateinisch erschienen. Es gilt als das bedeutendste Werk Pantaleons. In der Einleitung wird darauf hingewiesen, dass die deutsche Fassung im Vergleich zur lateinischen Version „reichlich gemehret, und gebessert“ wurde. Das Buch sei „zu lob Teutscher Nation inn Truck verfertiget“, also als Zeichen der Bewunderung und Anerkennung gegenüber der deutschen Nation gedruckt worden.

Das Prachtexemplar des „deutschen Heldenbuchs“ im Deutschlandmuseum

Bei dem im Deutschlandmuseum gezeigten Exemplar handelt es sich um die deutsche Erstausgabe. Das gesamte Werk gliedert sich in drei Bände, der geschilderte Zeitraum reicht von der Antike bis ins 16. Jahrhundert und umfasst 1700 Biografien. Bei diesem Exemplar wurden die drei Bände zu einem imposanten Buch von knapp fünf Kilogramm Gewicht zusammengefasst.

Teutscher Nation Heldenbuch

Auch von außen eindrucksvoll: kunstvoller Ledereinband mit Goldprägung Teutscher Nation Heldenbuch, Heinrich Pantaleon, 1567-70, Deutschland (Quelle: Sammlung Deutschlandmuseum)

Die Maße des geschlossenen Buches betragen 34 x 22,5 Zentimeter. Der Einband besteht aus in Schweinsleder eingeschlagenen Holzdeckeln und besitzt kunstvoll gearbeitete Messing-Eckbeschlägen sowie Messingschließen. Das Leder ist mit zahlreichen eingeprägten Mustern, der sogenannten Blindprägung, verziert. Auf der Front findet sich goldgeprägt der Teil-Titel Heldenbuch sowie der Name des ursprünglichen Besitzers: Sebalt Kiner.

Gedruckt wurde das Buch in Basel von der Druckerei N. Brylinger Erben, den Nachfahren des Buchdruckers Nicolaus Brylinger. Nach der Erfindung der Druckerpresse durch Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts hatte sich die Buchdruckkunst rasch im gesamten Reich ausgebreitet und eine mediale Revolution ausgelöst. Die Hochwertigkeit der Baseler Buchdruckerei zeigt sich sowohl in dem auch heute noch gut lesbaren Schriftsatz als auch in den über 1500 Porträtholzschnitten, welche die Texte ergänzen.

Geschichtsdarstellung im Teutscher Nation Heldenbuch

Wie damals oft üblich, war die Darstellung historischer Personen keine Abbildung nüchterner Fakten. Die Geschichtsdarstellung Pantaleons verfolgte ein klares Ziel: Die Biografien sollen ein Vorbild für tugendhaftes Handeln sein und zudem die patriotische Gesinnung der geschilderten Personen hervorheben. Schon die Einleitung des Buches weist darauf hin, dass die geschilderten Personen „ir vatterland Teutsche nation höchlich bezieret, vnd groß gemachet“ haben, also zur Zierde des Vaterlands, der deutschen Nation, und seiner Größe beigetragen haben.

Das Buch richtete sich dabei weniger an den gemeinen Bürger. Nach Vorstellung des Autors sei es vor allem für die „Fürstlichen, Hohen Rittermeßigen, und Adelspersonen Teutscher nation gantz lustig, kurtzweilig, und nutzlich von iren altvorderen und vorfaren zulesen.“ Fürsten, Ritter und sonstige Adlige sollten auf „lustige und kurzweilige“ Art Nutzen davon haben, vom löblichen Beispiel ihrer Vorfahren zu lesen. Das Spektrum der geschilderten Persönlichkeiten ist vielfältig und spiegelt das historische Verständnis der damaligen Zeit wider – welches eng mit der Religiosität verbunden war. So beginnt die Auflistung mit Adam und schließt unter anderem Karl der Großen, Martin Luther, Maximilian I. und am Ende des Buches selbst den Verfasser Heinrich Pantaleon mit ein.

Die auch damals schon zeitlich weit zurückliegenden Biografien der ersten beiden Bände gelten als historisch wenig wertvoll. Das hängt auch mit Pantaleons Intention zusammen, (vermeintlich) deutsche Vorfahren eher ruhmvoll als historisch korrekt darzustellen. Im letzten Band allerdings widmet sich Pantaleon vor allem Persönlichkeiten aus seiner Zeit, hier ist also die Datenbasis der Darstellung deutlich besser. Unter anderem soll er dazu Aussagen von Zeitgenossen, die er 1565 auf einer Reise sammelte, genutzt haben. Gerade in diesen Passagen finden sich einige historisch interessante Einblicke in die damalige Zeit.

Der Wert des Prachtexemplars des Teutscher Nation Heldenbuch bemisst sich daher aus der Tatsache, dass es sowohl ein eindrucksvolles Exemplar hochwertiger deutscher Buchdruckkunst ist, als auch ein bedeutendes zeitgenössisches historisches Werk.

Objektinfos

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