Tropenhelm-Pickelhaube

Ende des 19. Jahrhunderts kam es in China zum „Boxeraufstand”. Zur Niederschlagung entsandte Kaiser Wilhelm II. das Ostasiatische Expeditionskorps. In der Ausstellung des Deutschlandmuseums erinnert eine spezielle Pickelhaube an diesen Abschnitt der deutschen Geschichte, der vor allem durch die martialische „Hunnenrede” im Gedächtnis blieb.

Boxeraufstand und Hunnenrede

Die Kolonialbestrebungen westlicher Mächte in China hatten in Kombination mit mehreren Naturkatastrophen zu einer Krisenstimmung im Land geführt. Ab 1899 begannen die chinesisch-nationalistischen Yihetuan den sogenannten Boxeraufstand. Dieser richtete sich gegen christliche Missionare sowie generell gegen Christen und Ausländer. Der vom Westen verbreitete Name „Boxer” für die Yihetuan rührte daher, dass diese vor allem traditionelle Kampfkunst einsetzten und mit ihren durchtrainierten Körpern an Boxer erinnerten.

Eine Allianz aus den Vereinigten Staaten, dem Deutschen Reich, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan und dem Russischen Reich beschloss, den Aufstand militärisch niederzuschlagen. In Deutschland kam es dafür zur Aufstellung eines „Ostasiatischen Expeditionskorps”. Während einer Verabschiedungszeremonie der Truppen verglich Kaiser Wilhelm II. in einer Rede die gewünschte Wirkung der deutschen Soldaten mit jener der Hunnen und forderte ein gnadenloses Durchgreifen. International schadete die „Hunnenrede“ dem deutschen Ansehen stark. Der Hunnenvergleich fand sich in den folgenden Jahrzehnten wiederholt in der antideutschen Propaganda wieder.

Großbritannien, Deutschland, Russland, Frankreich und Japan teilen den „chinesischen Kuchen” untereinander auf Französische Karikatur aus den 1890er-Jahren (Quelle: Henri Meyer, Public domain, via Wikimedia Commons)

Großbritannien, Deutschland, Russland, Frankreich und Japan teilen den „chinesischen Kuchen” untereinander auf Französische Karikatur aus den 1890er-Jahren (Quelle: Henri Meyer, Public domain, via Wikimedia Commons)

Das Ostasiatische Expeditionskorps

Die Truppenstärke des Ostasiatischen Expeditionskorps lag bei 15.000 Mann und setzte sich aus Freiwilligen der deutschen Armee zusammen. Beim Eintreffen in China war Peking bereits erobert worden, das Expeditionskorps führte daher vor allem Strafexpeditionen aus. Entsprechend der kaiserlichen Forderung fielen diese sehr brutal aus – auch gegen die Zivilbevölkerung. Im Mai 1901 wurde das Expeditionskorps aufgelöst und in die Ostasiatische Besatzungsbrigade umgewandelt.

Der im Deutschlandmuseum ausgestellte Helm der Unteroffiziere des Ostasiatischen Expeditionskorps ist eine eigenwillige Mischung aus einem bei den Kolonialtruppen häufig anzutreffenden Tropenhelm und der deutschen Pickelhaube. Wie viele Tropenhelme besteht er aus Kork mit Filzbezug (in diesem Fall grau) und einem umlaufenden Sonnenschirm. Zusätzlich ist der Helm mit Reichsadler und Spitze geschmückt. Ein außergewöhnliches Exponat aus einer Zeit, die einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte darstellt – die immer aggressivere deutsche Außenpolitik mündete schließlich im Ersten Weltkrieg.

Objektinfos

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Exponat im Museum

Über das Deutschlandmuseum

Ein immersives und innovatives Erlebnismuseum über 2000 Jahre deutscher Geschichte

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