Varusschlacht
Varusschlacht
Vereinte germanische Stämme gegen die Weltmacht Rom
Vorgeschichte: Römische Eroberungsfeldzüge in Germanien
Einige Gebiete germanischer Stämme waren bereits während der Eroberung des benachbarten Galliens unter römische Kontrolle gekommen. Die Grenze des Römischen Reiches reichte im Jahr 50 v. Chr. bereits bis zum Rhein. In den Jahren 12–8 v. Chr. unternahmen die Römer umfangreiche und erfolgreiche Feldzüge mit dem Ziel, Germanien bis zur Elbe in ihr Reich einzugliedern.
Mehrere Jahre lang kontrollierten die Römer dann weite Gebiete Germaniens und begannen damit, Strukturen für die Erschaffung einer römischen Provinz Germania aufzubauen. Dazu gehörten sowohl die Sicherung des Gebiets durch römische Militärlager als auch der Abbau von Ressourcen und die Errichtung ziviler römischer Siedlungen. Aber nicht alle der germanischen Stämme waren mit der römischen Vorherrschaft einverstanden. Bereits in den Jahren 1–5 n. Chr. kam es zu einem Aufstand, den die Römer blutig niederschlagen mussten.
Verrat aus den eigenen Reihen: Varus und Arminius
Ab 7 n. Chr. war es die Aufgabe des bewährten römischen Feldherrn Publius Quinctilius Varus, als Statthalter den Aufbau der Provinz weiter voranzutreiben. Dazu zeigte er mit seinen Legionären Präsenz in den eroberten Gebieten, trieb Steuern ein, sprach Recht und förderte den Ausbau römischer Infrastrukturen.
Im Herbst des Jahres 9 n. Chr. befand er sich mit den drei Legionen XVII, XVIII und XIX, insgesamt fast 20.000 Soldaten, sowie einem Tross aus Zivilpersonen auf dem Rückweg ins rheinische Winterlager, als ihn die Nachricht von einem germanischen Aufstand veranlasste, von der vorgesehenen Route abzuweichen.
Sold für die Legionäre des Varus: Römische Münze mit Gegenstempel VAR (Varus) (Quelle: Bildarchiv Goethe-Universität Frankfurt, CC0, via Wikimedia Commons)
Der Überbringer der Nachricht war Arminius, ein Germane aus dem Stamm der Cherusker, der im Dienst der römischen Armee stand. Der Aufstand war erfunden und sollte dazu dienen, die Legionen in eine Falle zu locken. Arminius war es zuvor gelungen, ein Bündnis verschiedener germanischer Stämme gegen die Römer zu schmieden. Warum er nach mehreren Jahren im Dienst der Römer die Seiten wechselte, ist unklar. Vermutlich spielte Machtgier eine Rolle und auch das Ziel, zum Anführer seines Stammes aufzusteigen.
Arminius führte Varus mit seinen drei Legionen in unwegsames Gelände, in dem es den Römern nicht möglich war, die bewährten Kampfformationen einzunehmen. Starkes Regenwetter hatte die Passierbarkeit der Wege zusätzlich verschlechtert. Immer wieder griffen die Germanen die Römer hier mit kurzen, heftigen Attacken an und zogen sich dann rasch zurück. Drei Tage lang versuchten die Römer unter den ständigen Angriffen, ein befestigtes Militärlager zu erreichen. Am vierten Tag schließlich töteten sich Varus und viele seiner Offizier aufgrund der aussichtslosen Lage selbst. Nur sehr wenige Römer entkamen dem Gemetzel.
Die Folgen der Varusschlacht
Die Varusschlacht markierte den Beginn vom Ende der römischen Expansionsversuche in Germanien. Der Verlust von drei Legionen traf die Römer hart. Da sie nun als unheilbringend galten, wurden die Nummern der drei Legionen nie wieder vergeben.
Bis 16 n. Chr. versuchte man durch diverse Feldzüge, die germanischen Gebiete unter Kontrolle zu bringen, hatte aber keinen Erfolg. Deshalb zogen sich die Römer hinter den Rhein und die Donau zurück. In den folgenden Jahrhunderten entstand zusätzlich der Limes als befestigte Grenze zwischen Römern und Germanen.
Grabstein eines in der Varusschlacht gefallenen römischen Offiziers, Kopie im LVR-RömerMuseum Xanten (Quelle: Heiko Fischer, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Für Arminius bedeutete der Sieg einen Gewinn an Ansehen und Einfluss unter den germanischen Stämmen. Er führte auch in den Folgejahren große germanische Kontingente gegen die Römer, hatte aber zunehmend mit innergermanischen Rivalitäten zu kämpfen. 21 n. Chr. fiel er als Folge eines internen Familienstreits einem Mordkomplott durch Verwandte zum Opfer.
Die Suche nach dem Ort der Varusschlacht
Die antiken Quellen liefern kaum Details zum Ort der Varusschlacht. Dort wird berichtet, dass sie im Saltus Teutoburgiensis, also im Teutoburger Wald stattfand. Da man im 17. Jahrhundert annahm, die Schlacht hätte in einem bestimmten Bereich des niedersächsischen Berglands stattgefunden, wurde dieses Gebiet in Teutoburger Wald umbenannt. Der heutige Name steht also in keinem örtlichen Zusammenhang mit den antiken Quellen.
Heute geht man davon aus, dass der Teutoburger Wald nicht der Platz der Kampfhandlungen war. Derzeit gilt aufgrund archäologischer Funde Kalkriese bei Osnabrück als wahrscheinlichster Ort der Varusschlacht. Trotz starker Indizien steht der endgültige Beweis aber noch aus.
Die Varusschlacht als deutscher Gründungsmythos
Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald, 2023 (Quelle: Carsten Steger, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Deutsche Monarchen und später Nationalbewegungen instrumentalisierten die Varusschlacht, um deutschnationale Ideale zu legitimieren und eine kulturelle Identität zu fördern. Der Bau des Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald 1875 symbolisierte diese Idealisierung und diente als eine physische Manifestation der nationalistischen Bewertung.
Heute hat sich die Beurteilung der Varusschlacht von der romantisch-nationalistischen Verehrung des 19. Jahrhunderts zu einer differenzierteren historischen Betrachtung gewandelt. Die Schlacht gilt aber nach wie vor als bedeutendes militärisches Ereignis mit weitreichenden politischen Konsequenzen. Ohne die Niederlage hätte sich die Geschichte Roms und des heutigen Deutschlands wahrscheinlich ganz anders entwickelt.
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Der Wald der Varusschlacht
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FAQ
Die Varusschlacht war eine bedeutende militärische Auseinandersetzung im Jahr 9 n. Chr., bei der germanische Stammeskrieger unter der Führung von Arminius drei römische Legionen vernichtend schlugen.
Seit den späten 1980er-Jahren haben archäologische Grabungen in der Kalkrieser-Niewedder Senke im Osnabrücker Land zunehmend den Verdacht erhärtet, dass es sich hier um den Ort der Varusschlacht handelt. Der endgültige Beweis steht aber trotz mehrerer starker Indizien bisher aus.
Die Schlacht fand im Herbst des Jahres 9 n. Chr. statt. Das Heer des römischen Feldherrn Varus befand sich auf dem Weg ins Winterlager.
Die Bezeichnung „Germanen” war eine Wortschöpfung der Römer für alle germanisch sprechenden Völker, die vor allem in Mittel- und Nordeuropa siedelten. Die Germanen bildeten keine Einheit, sondern es handelte sich um viele eigenständige Stämme.