Violine aus der Werkstatt von Johann Christian Ficker III.

Ein seltenes Musikinstrument aus deutscher Produktion bereichert den Epochenraum Aufklärung im Deutschlandmuseum: eine seltene Violine aus dem späten 18. Jahrhundert, gefertigt von Johann Christian Ficker III, einem der besten deutschen Geigenbauer seiner Zeit.

Die Ficker-Dynastie: Mehrere Generationen meisterhafter Geigenbau

Johann Christian Ficker III. (1758 – 1822) gilt als einer der fähigsten in einer langen Reihe von Geigenbau-Meistern, welche die Ficker-Familie hervorbrachte. Über mehrere Generationen wurde das Handwerk des Geigenbaus innerhalb der Familie weitergegeben. Insgesamt sind mindestens 20 Mitglieder der Ficker-Familie als Instrumentenbauer überliefert, angefangen mit Johann Christian Ficker I. (1690 – 1726). Um 1800 waren in Markneukirchen sogar sechs Mitglieder der Familie gleichzeitig tätig. Der letzte Geigenbauer der Ficker-Familie verstarb 1942.

Die im Deutschlandmuseum gezeigte Violine fertigte Johann Christian Ficker III. um 1780. Das Kennzeichen des Geigenbauers war ein im Inneren des Instruments angebrachtes Brandzeichen: * I * C * F *. Auch wenn heute das Wort Geige gleichbedeutend mit Violine genutzt wird, dürfte Johann Christian Ficker III. selbst seine hochwertigen Instrumente wohl als Violinen bezeichnet haben. Das Wort Geige wurde damals eher als Gattungsbegriff für Streichinstrumente insgesamt genutzt.

Konstruktionsmerkmale einer Ficker-Violine

Die Konstruktion der Ficker-Violinen orientierte sich oft an den Modellen des bedeutenden Tiroler Geigenbauers Jakob Stainer aus dem 17. Jahrhundert. Diese unterschieden sich in der Bauweise von denen der berühmten italienischen Hersteller jener Zeit wie Antonio Stradivari. Die Instrumente haben durch eine ausgeprägte Wölbung von Decke und Boden ein breiteres und kürzeres Format sowie kurze, senkrecht stehende ff-Löcher.

Bei der im Deutschlandmuseum ausgestellten Violine bestehen Boden, Zargen und Schnecke aus europäischem Ahorn, die Decke ist aus europäischer Fichte gefertigt. Ficker-Violinen erfreuten sich aufgrund ihrer hochwertigen Verarbeitung und des warmen und resonanten Klanges sowie ihrer Brillanz und Lautstärke international großer Beliebtheit.

Blick in die Werkstatt eines Geigen- und Instrumentenbauers des 18. Jahrhunderts 
Gravur

Blick in die Werkstatt eines Geigen- und Instrumentenbauers des 18. Jahrhunderts
Gravur, Encyclopédie, Diderot et d’Alembert, Besnard Robert, Planches tome V, 1767 (Quelle: Wikimedia Commons)

Der Musikwinkel – jahrhundertelang ein Zentrum des deutschen Instrumentenbaus

Die Werkstätten der Ficker-Familie lagen in Marktneukirchen. Der Ort und die umliegenden Siedlungen im sächsischen Vogtland entwickelten sich ab Mitte des 17. Jahrhunderts zum führenden Zentrum des deutschen Instrumentenbaus. Die Gegend wird daher auch als Musikwinkel bezeichnet.

Bereits um 1677 lässt sich hier ein Zusammenschluss mehrerer Geigenbau-Meister in Form einer Innung nachweisen. Neben Geigen wurden im Laufe der Zeit zudem weitere Instrumente wie Gitarren, Zithern, Holzblasinstrumente, Waldhörner und Mundharmonikas hergestellt. Die Instrumente aus dem deutschen Musikwinkel kamen weltweit zum Einsatz, das Handwerk hatte große wirtschaftliche Bedeutung für die Region. Bis heute lebt die Tradition des Instrumentenbaus im Musikwinkel fort.

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