Deutschland wird überraschend Fußballweltmeister
Wegen der Verbrechen unter der nationalsozialistischen Herrschaft waren die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg kollektiv schuldig gesprochen und international isoliert worden. Auch von der Fußball-Weltmeisterschaft 1950 hatte die FIFA Deutschland ausgeschlossen. Die Teilnahme an der WM 1954 in der Schweiz war dem Land bzw. der Bundesrepublik, die einen Alleinvertretungsanspruch erhob, dann wieder zugestanden worden. In der Vorrunde war die westdeutsche Nationalelf gegen Ungarn mit 3:8 untergegangen, gelangte dann aber trotzdem ins Finale – wieder gegen Ungarn. Dieser Gegner schien übermächtig zu sein, galt er doch als weltbeste Mannschaft und war in 32 Spielen unbesiegt geblieben. Tatsächlich lag Deutschland am 4. Juli 1954 im Endspiel in Bern bereits nach neun Minuten mit zwei Toren zurück. Dann aber wendete sich das Blatt: Nach weiteren zehn Minuten hatten die Deutschen ausgeglichen, und nach einem umkämpften Spiel gelang Helmut Rahn in der 84. Minute das Siegtor zum 3:2.
Die Rückkehr der „Helden von Bern“ in einem Sonderzug war ein Triumph: Die Mannschaft um Trainer Sepp Herberger und Kapitän Fritz Walter erlebte ein Volk im Freudentaumel und unendliche Jubelszenen. Der Nationalmannschaft gehörten Spieler aus der Mitte der Gesellschaft an, sie schien zeittypische deutsche Tugenden wie Kameradschaft, Fleiß, Disziplin, Teamgeist oder Ausdauer zu verkörpern. So wurde die Weltmeisterschaft als Zeichen des Aufbruchs wahrgenommen und führte zur Identifikation vieler Westdeutscher mit dem jungen Staat. Deshalb sahen manche in der ersten deutschen Fußballweltmeisterschaft die eigentliche „Geburtsstunde der Bundesrepublik“. Und auf das „Wunder von Bern“ folgte dann das „Wirtschaftswunder“.

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