Nach massiven Protesten nimmt die DDR-Staatsspitze „Honeckers Krönung“ zurück
Die Kaffeeimporte aus dem arabischen Raum oder Übersee konnten in den letzten Jahrhunderten häufig nicht mit der hohen Nachfrage in Deutschland mithalten. Insbesondere für ärmere Bevölkerungsgruppen wurden deshalb ab dem 18. Jahrhundert in verschiedenen Varianten kaffeeähnliche Getränke als Ersatz für echten Bohnenkaffee entwickelt, etwa der „Muckefuck“ am Rhein. Nach 1945 war Kaffee in ganz Deutschland Mangelware. Das führte in der DDR zu verstärkten Anstrengungen, den Bürgern das Genussmittel zu annehmbaren Preisen anbieten zu können. Obwohl westdeutsche Geschenke von Verwandten etwa 20 Prozent des Bedarfs deckten, gaben DDR-Bürger im Schnitt fast so viel für Kaffee aus wie für Möbel.
Mitte der 1970er-Jahre schossen die Weltmarktpreise aufgrund von Missernten in die Höhe. Da die DDR gleichzeitig als Folge der Ölkrise deutlich höhere Preise für Erdöl zahlen musste, verfügte sie nicht mehr über genügend Devisen. Die Führung um Erich Honecker sah sich deswegen gezwungen, „Kaffee-Mix“ mit nur 51 Prozent Kaffeebohnen auf den Markt zu bringen. Man hoffte, dass sich möglicher Unmut der Bevölkerung durch mehr Westlieferungen in Grenzen hielte. Das war ein Irrtum: Die Ostdeutschen sahen in „Honeckers Krönung“, wie sie das Produkt nannten, einen Anschlag auf die Alltagskultur, zudem verstopfte das Gemisch mit Erbsenmehl Kaffeemaschinen. Entsprechend kam es zu vielen empörten Reaktionen und Protesten gegen den „Kaffee-Mix“, der manchen Konsumenten gar als „reinstes Rattengift“ erschien. Der Ärger war so groß, dass selbst die Stasi Alarm schlug. Die Ware wurde zurückgenommen, die Mengenbegrenzung bei Westgeschenken aufgehoben. Auch nach der Entspannung auf dem weltweiten Kaffeemarkt setzte die DDR verstärkt auf Tauschhandel mit südlichen sozialistischen Staaten: „braune gegen blaue Bohnen“ bzw. Kaffee gegen Waffen.

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