Walter Ulbricht wird erster „Erster Sekretär“ des Zentralkomitees der SED
Nach Stalins Tod schien das Ende von Ulbrichts Karriere in der Führungsriege der DDR unmittelbar bevorzustehen. Bereits vor dem Aufstand des 17. Juni 1953 wurde er als Hauptverantwortlicher für die verbreitete Unzufriedenheit der DDR-Bevölkerung nach Moskau zitiert und musste dort Selbstkritik üben. Ulbricht wurde außerdem Personenkult vorgeworfen. Auch galt er als typischer Stalinist, wohingegen man sich in der Sowjetunion vorsichtig von den schlimmsten Auswüchsen von Stalins Gewaltherrschaft zu distanzieren begann. Der Ausbruch des Aufstands in der DDR gefährdete Ulbrichts Stellung noch einmal, machte er doch die kritisch-ablehnende Stimmung der Ostdeutschen gegenüber der eigenen Staatsführung überdeutlich.
Trotzdem gelang es Ulbricht, den Kopf noch einmal aus der Schlinge zu ziehen. Er schwärzte seine Gegner in der SED an, indem ausgerechnet er ihnen eine Nähe zu Stalinisten unterstellte. Seine Widersacher in der DDR-Führung hatten in Moskau andererseits selbst wenig Rückendeckung. Dort fürchtete man zudem, eine Entmachtung Ulbrichts würde als Zeichen eigener Schwäche verstanden werden. So gelang es Ulbricht, in der sowjetischen Führung den Eindruck zu erwecken, er sei in der DDR der einzige Garant für Stabilität. Mit Rückenwind aus Moskau wurde er so auf der am 24. Juli 1953 beginnenden SED-Tagung wieder zum starken Mann des Zentralkomitees gewählt – nur trug er statt „Generalsekretär“ ab jetzt den Titel „Erster Sekretär“. Als die Entstalinisierung in der Sowjetunion später Fahrt aufnahm, hofften auch in der DDR nicht wenige auf „Tauwetter“, also mehr Freiheiten. Erneut schaffte es Ulbricht, seine Gegner aus dem Weg zu räumen – diesmal prangerte er sie als „Fraktionsbildner“ an, die die Einheit der Partei gefährdeten. Und so regierte er ab 1958, als er 65 wurde, als faktischer Alleinherrscher bzw. Diktator unangefochten die DDR.

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