Ein Sturmtief richtet im Westen Deutschland immense Verheerungen an
Glaubt man alten Chroniken, hat es im Ahrtal in den letzten 500 Jahren etwa 70 schwere Hochwasser gegeben, in jedem Jahrhundert ein besonders zerstörerisches. So starben in den Jahren 1804 und 1910 bei Überflutungen 64 bzw. 57 Menschen. In den 1920er-Jahren wurden daraufhin Pläne zum Hochwasserschutz erarbeitet, jedoch wegen des Ausbaus des Nürburgrings bis heute nicht realisiert. Das Gebiet des linken Nebenflusses des Rheins ist relativ niederschlagsarm, die Ahr ein meist deutlich unter einem Meter seichtes Flüsschen. Ihr Tal und die Täler der einmündenden Gewässer sind jedoch teils tief eingeschnitten und eng, zudem ist der Schieferuntergrund wasserundurchlässig. Bei heftigem und längerem Niederschlag kann das Wasser so vor allem in den Oberläufen in rasantem Tempo steigen.
Ab dem 10. Juli 2021 warnte das Europäische Frühwarnsystem EFAS die Behörden vor Überschwemmungen in der Rheinregion durch das Sturmtief „Bernd“. Der Deutsche Wetterdienst informierte die Hochwasserzentralen der Länder und kündigte am Morgen des 14. Juli „extreme Unwetter“ in Westdeutschland an. Das Landesumweltamt Rheinland-Pfalz rief am Nachmittag die höchste Warnstufe aus, die für das Ahrtal zuständige Kreisverwaltung richtete einen Krisenstab ein. Trotzdem wurde die Gefahr spät erkannt und erst kurz vor Mitternacht Katastrophenalarm ausgelöst. In der Nacht zum 15. Juli 2021 führte der andauernde Starkregen – in 24 Stunden mehr Niederschlag als sonst im gesamten Juli – zu den höchsten Pegelständen seit Beginn der Messungen, der Fluss schwoll bis auf sieben, vielleicht zehn Meter an und überflutete weite Gebiete. Erst am Morgen wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar: Viele Orte waren verwüstet, über 9 000 Gebäude und 100 Brücken zerstört oder stark beschädigt, 135 Menschen starben. Insgesamt gab es bei einer der schwersten Naturkatastrophen in Deutschland 185 Todesopfer.

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