In Hamburg hat die Infektionskrankheit im Sommer leichtes Spiel
Seit dem „Schwarzen Tod“ des Spätmittelalters galt in Deutschland jahrhundertelang die Pest als gefährlichste Seuche. Nach ihrem Verschwinden Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die Menschen vor allem von den Pocken bedroht, gegen die dann jedoch eine Impfung möglich und in etlichen deutschen Ländern verpflichtend wurde. Im 19. Jahrhundert verbreitete insbesondere die Cholera Angst und Schrecken, mit der man sich über verunreinigtes Trinkwasser oder infizierte Nahrung leicht anstecken konnte. Wie die Pest führt die Durchfallerkrankung bei Ausbruch in vielen Fällen schnell zum Tod. Entsprechend kam das Sprichwort von der „Wahl zwischen Pest und Cholera“ für den Fall einer Entscheidung zwischen zwei mehr oder weniger gleich großen Übeln auf. In Berlin und Preußen traten Mitte des 19. Jahrhunderts 13 Cholera-Epidemien auf, denen auch zahlreiche Prominente wie der Philosoph Hegel zum Opfer fielen.
Am 14. August 1892 markierte ein nach kurzer Zeit gestorbener Kanalarbeiter in Hamburg den Beginn des letzten großen Ausbruchs in Deutschland. Das durch die Sommerhitze warme Wasser in Elbe und anderen Gewässern bot den Cholerabakterien ideale Bedingungen. Vor allem in armen „Gängevierteln“ mit schmalen Durchgängen, vielen Kellerwohnungen, wenig Licht und Luft wütete die Krankheit. Der aus Berlin entsandte Mediziner Robert Koch war angesichts der hygienischen Verhältnisse entsetzt: „Ich vergesse, dass ich mich in Europa befinde.“ Durch die Abriegelung der Stadt, die Aufklärung der Bevölkerung und die Verteilung abgekochten Wassers klang die Cholera nach einigen Wochen ab. Von 17 000 Erkrankten hatte etwa die Hälfte nicht überlebt. Hamburg errichtete anschließend Filteranlagen für die Trinkwasserversorgung und baute das Abwassersystem aus. Mit der Entdeckung der Ansteckungsweise u. a. durch Koch nahm die Choleragefahr in Deutschland und Europa bald ab.

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