Die wohl größte Schiffskatastrophe in der Hochzeit der deutschen Auswanderung
Armut, Hunger nach Missernten und die gescheiterte Revolution von 1848/49 sorgten Mitte des 19. Jahrhunderts für die bis dahin größte Auswandererwelle aus Deutschland. Vor allem Kleinbauern, Handwerker und Tagelöhner suchten insbesondere in den USA ihr Glück. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellten sie dorthin die größte europäische Migrantengruppe. Jährlich überquerten Zehntausende den Atlantik, häufig waren es über 100 000, teils über 200 000 Emigranten. Entsprechend wurde der Transport der Menschen zu einem lukrativen Geschäft. So wurde etwa die „Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actiengesellschaft“ (HAPAG) gegründet, die die Auswanderer von Hamburg nach New York brachte. In den teils nur 1,72 Meter hohen Zwischendecks, die extra in Frachtschiffe eingebaut wurden, waren die Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht. Amerikanische Inspektoren sprachen von einer „wahren Hölle“ auf einem untersuchten Schiff, dessen 70 Tage lange Überfahrt fast jeder fünfte Passagier nicht überlebt hatte: Die selbst mitgebrachte Verpflegung war aufgebraucht oder verschimmelt, es gab weder genügend Wasser noch Medikamente oder einen Arzt an Bord.
Das knapp 100 Meter lange Segelschiff mit Dampfantrieb „Austria“, mit über 540 Menschen an Bord deutlich überbelegt, sollte von Hamburg aus in zweieinhalb Wochen Nordamerika erreichen. Am 13. September 1858 musste vor der Ankunft auf hoher See die vorgeschriebene Desinfektion durchgeführt werden. Dabei wurden die unteren Decks mit Teer ausgeräuchert. Aus Unachtsamkeit brach ein Brand aus, der sich sehr schnell ausbreitete. Deshalb gelang es nicht, die Dampfmaschine abzustellen, und der bei der hohen Geschwindigkeit starke Fahrtwind fachte das Feuer weiter an. Als nach einer Explosion der Kapitän auch noch „Wir sind alle verloren!“ schrie, brach endgültig Panik aus. Zahlreiche Menschen sprangen ins Meer, sie ertranken, teils wurden sie von der Schiffsschraube zerfetzt. Insgesamt 456 Besatzungsmitglieder und Passagiere kamen ums Leben. Lediglich 89 Menschen konnten von zwei Schiffen in der Nähe gerettet werden.

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