Als erste große Partei in Europa fordert die SPD die „Vereinigten Staaten von Europa“
Die SPD wirkte in den Anfangsjahren der Weimarer Republik meistens in der Regierung mit und versuchte sich mit dem „Görlitzer Programm“ von 1921 auch für Wähler außerhalb der Arbeiterschaft zu öffnen. Das war nur mäßig erfolgreich, dazu verlor die Partei wegen der in den Koalitionsregierungen gemachten Kompromisse Vertrauen in der Kernwählerschaft. Auch gewann in der SPD die Auffassung an Zustimmung, rein nationale Lösungen für die Probleme der Arbeiterschaft seien angesichts einer Tendenz zur Internationalisierung der Finanzströme und der Wirtschaft nur bedingt sinnvoll. Entsprechend sahen die Genossen die Zeit für neue politische Ansätze gekommen.
Das auf einem Parteitag am 18. September 1925 beschlossene „Heidelberger Programm“ war wieder stärker auf die Interessen der Arbeiterschaft ausgerichtet und legte einen besonderen Schwerpunkt auf die internationale Politik. Die Rechte nutzte das umgehend aus, die Parteimitglieder wie oft vorher schon als „vaterlandslose Gesellen“ zu schmähen. Die Sozialdemokraten sprachen sich für eine „aus wirtschaftlichen Ursachen zwingend gewordene Schaffung der europäischen Wirtschaftseinheit“ und die „Bildung der Vereinigten Staaten von Europa“ aus. Das „Heidelberger Programm“ galt bis 1959 und war seiner Zeit weit voraus. Ob hundert Jahre nach dem Heidelberger Parteitag die Europäische Union mit „Vereinigten Staaten von Europa“ gleichgesetzt werden kann, lässt sich mit guten Gründen bezweifeln.

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