Bei der polizeilichen Räumung besetzter Häuser kommt es zu einer tödlichen Verletzung
In den 1970er- bis 1990er-Jahren kam es in verschiedenen Städten Westdeutschlands zu einer Reihe von Hausbesetzungen: Leerstehende Gebäude wurden gegen den Willen oder ohne das Wissen des Eigentümers besetzt. Die Hausbesetzer, die nicht selten gesellschaftliche Normen ablehnten, hatten dafür unterschiedliche Motive, die sich aber auch überschneiden konnten. Häufig stand der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum im Vordergrund, aber auch der Protest gegen hohe Mieten oder die Bekämpfung der Immobilienspekulation spielten eine Rolle. In den frühen 1980er-Jahren erlebte die Entwicklung einen Höhepunkt, und vor allem in West-Berlin begann eine „Besetzungswelle“, bei der in wenigen Monaten 165 Gebäude okkupiert wurden. Dagegen entwickelte der Berliner Senat eine „Berliner Linie der Vernunft“, die bei bereits besetzten Häusern eine einvernehmliche Regelung anstrebte, bei Neubesetzungen dagegen eine Räumung innerhalb von 24 Stunden vorsah.
Am 22. September 1981 wurden in einem groß angelegten Polizeieinsatz acht Häuser in verschiedenen Berliner Bezirken geräumt. Bei den Protesten dagegen starb ein 19-Jähriger, der in Schöneberg unter einen fahrenden Linienbus geriet. Die Hausbesetzerszene gab den Beamten die Schuld, worauf weitere Protestaktionen und Auseinandersetzungen mit der Polizei stattfanden. Bald aber spaltete sich die Besetzerbewegung in Berlin zunehmend auf. Eine Gruppe lehnte Kompromisse grundsätzlich ab und versuchte im Rahmen eines „Klassenkampfes“ weiterhin Häuser in Besitz zu nehmen. Andere setzten auf Verhandlungen und schlossen Miet- oder Pachtverträge mit den Eigentümern ab. Insgesamt ging die Zahl der Besetzungen deutlich zurück und die Lage beruhigte sich allmählich wieder. Nach der „Wende“ wurde die „Berliner Linie“ auch bei den Hausbesetzungen in Ost-Berlin angewandt.

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