Tausende deutsche Fachkräfte werden unangekündigt in die Sowjetunion gebracht
Auf der Konferenz von Jalta hatten sich die Alliierten darauf geeinigt, als Reparationsleistung für den von Deutschland ausgelösten Zweiten Weltkrieg auch die Nutzung von Arbeitskräften zuzulassen. Daraufhin setzte mit dem Kriegsende ein Wettlauf der Siegermächte um die fähigsten deutschen Wissenschaftler, Techniker und Ingenieure ein. Die Westmächte sicherten sich in ihren Zonen, aber auch im zunächst von US-Truppen besetzten Thüringen Dokumente, Labors und Material. Zudem sicherten sie sich Fachkräfte wie Atomphysiker oder Raketenspezialisten. Teils geschah das freiwillig, teils wandten sie Druck an, nahmen die Spezialisten z. B. erst einmal in Haft. Auch die Sowjetunion holte deutsche Fachleute ins eigene Land. Zugleich wurden aber auch „Sonderkonstruktionsbüros“ unter sowjetisch-deutscher Leitung in Ostdeutschland betrieben. Dann aber entschied Stalin, Personal und Material mittels einer Spezialoperation in die Sowjetunion verlegen zu verlassen, um sich den Zugriff auf die Technologien zu sichern.
Ohne Ankündigung begann am 22. Oktober 1946 die Überführung der Konstruktionsbüros und von über 2 000 deutschen Spezialisten der Bereiche Luft- und Raumfahrttechnik, Kernforschung, Chemie oder Optik sowie von mehr als doppelt so vielen Familienangehörigen in die Sowjetunion. Noch in der Nacht erschienen bewaffnete sowjetische Soldaten in den Wohnungen der Betroffenen und verlangten von ihnen, ihre Sachen zu packen. Die Menschen wurden dann in LKWs und Sonderzügen häufig gegen ihren Willen in den Osten verschleppt. Das Inventar der Betriebe folgte, nachdem es demontiert worden war. In der Sowjetunion ging es den meisten Deutschen materiell vergleichsweise gut. Der Großteil verbrachte dort zwischen vier und acht Jahren, etliche kehrten aber erst 1958 zurück.

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