Das vorher ausschließlich katholische München verändert sich nach 1800 deutlich
In Bayern mussten alle Einwohner gemäß dem Augsburger Religionsfrieden des 16. Jahrhunderts Katholiken sein: Die katholischen Herrscher des Hauses Wittelsbach legten die Konfession ihrer Untertanen fest, also auch die der Bürger der Landeshauptstadt München. 1799 kam ein neuer Zweig der Familie an die Macht, die pfälzischen Wittelsbacher. Diese waren liberaler eingestellt: Kurfürst Max IV. Joseph hatte eine lutherische Prinzessin aus Baden geheiratet, und ihr war im Ehevertrag die Ausübung ihres Glaubens zugesichert worden. So brachte sie aus Mannheim einen eigenen „Kabinettsprediger“ sowie evangelisches Personal nach München mit und ließ sich in der Residenz ein eigenes Gotteshaus einrichten. Etwas später wollte ein protestantischer Kaufmann in die Münchner Bürgerschaft aufgenommen werden, den der neue Kurfürst möglicherweise schon aus Mannheim kannte. Sein Gesuch wurde von der Stadt mit der Begründung abgelehnt, dass er kein Katholik war. Rechtlich fragwürdig befahl Max Joseph hierauf die Erteilung des Bürgerrechts, indem er bei Zuwiderhandlung „strengste Mittel“ androhte. Der Magistrat gehorchte umgehend: Kaufmann Michel wurde am 30. Juli 1801 der erste evangelische Münchner Bürger.
Anschließend veränderten sich die Verhältnisse schnell. Napoleon sorgte mit fränkischen und schwäbischen Territorien für eine starke Vergrößerung Bayerns, und 1803 sicherte das Bayerische Religionsedikt den neuen Lutheranern und Reformierten die gleichen Rechte wie Katholiken zu. Die Zahl der evangelischen Münchner wuchs sprunghaft auf 800 (bei insgesamt 45 000 Einwohnern), und nach kurzer Zeit hatten sie auch eine eigene Schule sowie eine eigene Pfarrkirche.

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