Die bekannteste nationale Minderheit in Deutschland gründet einen Dachverband
Nachdem in der Völkerwanderungszeit germanische Stämme ihre Herkunftsgebiete in Mitteleuropa verlassen hatten, wanderten im frühen Mittelalter slawische Bevölkerungsgruppen in den Osten des heutigen Deutschlands ein. Sie ließen sich östlich, teils auch westlich der Elbe nieder, aber auch im heutigen Thüringen, in Oberfranken oder der Oberpfalz. Vor allem im Hochmittelalter gelangten im Rahmen der „deutschen Ostsiedlung“ Siedler aus dem Westen in diese Räume. Zwischen ihnen und den mittlerweile christianisierten Slawen kam es im Lauf der Zeit zur Verschmelzung. In vielen Regionen setzte sich mehr und mehr die deutsche Sprache durch. Dabei wurden die slawischen Sprachen und Dialekte oft gezielt zurückgedrängt, indem z. B. ihr Gebrauch vor Gericht untersagt wurde. Während so viele Spuren der Slawen nach und nach verschwanden, konnten sie in einzelnen Regionen ihre kulturelle und sprachliche Eigenständigkeit lange bewahren. Vor allem in der Lausitz gab es geschlossene Siedlungsbereiche „sorbischer“ oder „wendischer“ Menschen. Als sich Ende des 19. Jahrhunderts im deutschen Kaiserreich rassistische Vorstellungen verstärkt ausbreiteten, nahm der Assimilierungsdruck auf die Lausitzer Slawen nochmals zu.
Um ihre Tradition, Kultur und Sprache zu wahren, gründeten sie am 13. Oktober 1912 deswegen in Hoyerswerda als Dachverband sorbischer Organisationen die „Domowina“ bzw. den „Bund Lausitzer Wenden“. Jeder Verein konnte mitmachen – wenn er auf christlicher, königs- und „vaterlandstreuer“ Grundlage stand. Nach dem Verbot des Verbands in der NS-Zeit kam es in der DDR zur Neugründung. Die Sorben wurden als fremdsprachiger Volksteil anerkannt, die Domowina hatte sich jedoch als „sozialistische“ Organisation dem SED-Staat anzupassen. Heute vertritt der Verband die Interessen von etwa 60 000 Personen in Brandenburg und Sachsen und gehört der internationalen „Gesellschaft für bedrohte Völker“ an. Die Sorben bzw. Wenden sind in Deutschland wie die dänische Minderheit, die friesische Volksgruppe sowie die deutschen Sinti und Roma als „nationale Minderheit“ anerkannt.

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