Georg Büchner bringt das Schicksal des Hingerichteten mit einem Drama auf die Bühne
Der ehemalige Soldat Johann Christian Woyzeck hatte in Leipzig ein Verhältnis mit einer Witwe begonnen. Da sie auch Kontakte zu anderen Männern hatte, wurde er eifersüchtig. Von Stimmen getrieben, kamen Mordgedanken bei ihm auf, die er dann mit einer Stichwaffe in die Tat umsetzte. Der Prozess gegen Woyzeck zog sich wegen Unklarheiten über seinen „Gemütszustand“ jahrelang hin. Trotz Zweifeln legte sich ein Gutachter letztlich auf die Zurechnungsfähigkeit fest und das Gericht fällte das Todesurteil. Die erste öffentliche Hinrichtung in Leipzig nach drei Jahrzehnten und gleichzeitig letzte in der Innenstadt fand am 27. August 1824 auf dem Marktplatz vor Tausenden von Schaulustigen statt. Woyzeck starb durch das Schwert des Scharfrichters auf dem extra aufgebauten „Blutgerüst“ bzw. Schafott.
Etwas später regte der Stoff den 23-jährigen Georg Büchner zu einem Drama an, das wegen seines frühen Tods unvollendet blieb. In dem Bühnenstück müht sich ein schlecht bezahlter einfacher Soldat ab, mit Zusatztätigkeiten seine Freundin und das uneheliche Kind der beiden zu finanzieren, und muss dabei viele Demütigungen ertragen. Als er von der Untreue seiner Frau erfährt, glaubt er innere Stimmen zu hören, die ihn zu ihrer Tötung auffordern. Darauf erdolcht er sie. Büchners soziales Drama setzt bewusst einen eher unterdurchschnittlichen Menschen aus einer niedrigen Schicht in das Zentrum der Handlung und ist damit seiner Zeit weit voraus. Nur Jahrzehnte vorher war das besser gestellte Bürgertum erstmals als dramenwürdig befunden worden, was man vorher allein dem Adel zugestanden hatte. Heute ist „Woyzeck“ eines der meistgespielten und einflussreichsten Dramen der gesamten deutschen Literatur.
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