In der „Schlacht auf den Wilden Äckern“ siegt das ostfriesische Bauernheer
Friesland war eine der wenigen Regionen im Heiligen Römischen Reich, in denen es lange kein Feudalsystem mit abhängigen oder leibeigenen Bauern gab. Vielmehr hatte sich für die Bevölkerung die „Friesische Freiheit“ ohne adlige Herren herausgebildet: Die Friesen waren persönlich frei, lebten in selbständigen Landgemeinden und arbeiteten genossenschaftlich zusammen. Sie mussten ausschließlich dem römischen König oder Kaiser eine Abgabe für die „Königsfreiheit“ leisten. Wahrscheinlich konnte sich dieses System durchsetzen, weil die Menschen durch Deichbau und eine gemeinsame Verteidigung gegen einfallende Feinde wie die Wikinger selbst für ihren Schutz und ihre Sicherheit sorgen mussten. Im späten Mittelalter, einer Zeit großer Katastrophen wie Pest und Sturmfluten, geriet die „Friesische Freiheit“ in Gefahr, denn einige Familien versuchten als „Häuptlinge“ die Macht über einzelne Gebiete an sich zu reißen.
Dem Geschlecht der tom Brok gelang es als erstem, eine Art ausgedehnter Landesherrschaft in Ostfriesland aufzubauen. Als es deshalb zu Auseinandersetzungen mit Konkurrenten und der Bevölkerung kam, verbündete sich Ocko II. tom Brok mit auswärtigen Adligen. Gegen deren Ritterheer konnten sich die friesischen Bauern zwar durchsetzen, doch Ocko gab sich noch nicht geschlagen. Dazu kam es erst am 28. Oktober 1427, als er in der „Schlacht auf den Wilden Äckern“ erneut besiegt, gefangengenommen und anschließend eingesperrt wurde. Die „Friesische Freiheit“ konnte jedoch nicht vollständig wiederhergestellt werden, denn wenige Jahrzehnte später gelangte eine andere Häuptlingsfamilie in Ostfriesland an die Macht. Einer von ihnen wurde vom Kaiser zum Grafen erhoben und mit der „Reichsgrafschaft“ Ostfriesland belehnt. Auch unter den Grafen konnten die Ostfriesen wesentliche Rechte erfolgreich verteidigen.
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