Gegen Ende des Ersten Weltkriegs verhindern Matrosen einen sinnlosen Einsatz
Angesichts der aussichtslosen Lage des deutschen Heeres verlangte die Oberste Heeresleitung im Herbst 1918, dass eine neue deutsche Regierung eingesetzt werden und diese sofortige Waffenstillstandsverhandlungen mit den Kriegsgegnern führen sollte. Die Regierung sollte parlamentarisch bestimmt sein, um Vertrauen bei der deutschen Bevölkerung wie auch bei den Alliierten zu gewinnen. Die OHL kalkulierte, dass sich so für Deutschland günstigere Friedensbedingungen erreichen ließen. Der Führung der deutschen Kriegsmarine passte das Vorhaben jedoch nicht: Sie hatte im Krieg bisher keine besondere Rolle gespielt und ihre Schlagkraft noch nicht unter Beweis stellen können, zudem stand sie den politischen Reformen ablehnend gegenüber. So kam unter hohen Offizieren die Idee auf, die gesamte Hochseeflotte in einer großen Seeschlacht gegen die allerdings doppelt so starke britische Flotte antreten zu lassen. Der Chef der Seekriegsleitung meinte dazu, es sei „aus moralischen Gesichtspunkten Ehren- und Existenzfrage der Marine, im letzten Kampf ihr Äußerstes getan zu haben.“
Als der entsprechende Flottenbefehl am 29. Oktober 1918 bekannt wurde, zeigte sich, dass viele Matrosen das ganz anders sahen: In kürzester Zeit kam es auf mehreren Schiffen zu Unruhen und Ausschreitungen. Die Besatzungen verweigerten die Befehle, da sie sich nicht sinnlos opfern und die Friedensverhandlungen nicht scheitern lassen wollten. Die Marineführung musste ihr Vorhaben schließlich aufgeben und etliche Schiffe kehrten in ihre Heimathäfen zurück. Auf einem in Kiel ankommenden Schiff befanden sich Dutzende Matrosen und Heizer, die an der Meuterei beteiligt und festgenommen worden waren. Um ihre Freilassung durchzusetzen, kam es zum „Kieler Matrosenaufstand“, der dann zu weiteren Unruhen in ganz Deutschland und letztlich zur Novemberrevolution führte.
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