Die deutsche Friedensbewegung erhält den stärksten Zuspruch in ihrer Geschichte
Bundeskanzler Schmidt hatte Ende der 1970er-Jahre mit Warnungen vor der sowjetischen Aufrüstung mit Mittelstreckenwaffen eine Diskussion ins Rollen gebracht. Er sah durch die zunehmende Aufstellung sowjetischer, auf Westeuropa gerichteter „SS-20-Raketen“ das atomare Gleichgewicht zwischen West und Ost bedroht, da der Westen den Waffen nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte. Nicht nur in Deutschland kamen Zweifel auf, ob die USA bei einem Angriff auf Westeuropa mit interkontinentalen Raketen reagieren und ihre eigene Zerstörung riskieren würden. Deshalb wurden Gegenmaßnahmen auf den Weg gebracht. Der NATO-Doppelbeschluss von 1979 bestand aus zwei Teilen: der Aufstellung eigener atomarer Mittelstreckenraketen in Westeuropa und einem gleichzeitigen Verhandlungsangebot an die Sowjetunion über die Begrenzung derartiger Waffen. Es kam zu einer Verhärtung der Fronten zwischen Ost und West, zumal die Sowjetunion auch noch in Afghanistan einmarschierte.
Die deutsche Friedensbewegung, die ihre Anliegen schon jahrzehntelang auf Ostermärschen in die Öffentlichkeit getragen hatte, erhielt dadurch einen gewaltigen Auftrieb. Sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik wurden die Friedensinitiativen deutlich aktiver. Im Bonner Hofgarten fand am 10. Oktober 1981 mit mindestens 300 000 Teilnehmern die bis dahin größte Massendemonstration der bundesrepublikanischen Geschichte statt. Da die Verhandlungen zwischen West und Ost keinen Erfolg brachten, versammelten sich 1982 in Bonn eine halbe Million Menschen. Nach dem Abbruch der Verhandlungen machten 1983 bundesweit sogar weit mehr als eine Million Menschen auf Friedensdemonstrationen mit. Obwohl auch über 60 Prozent der Bundesbürger gegen eine Aufstellung der Raketen waren, wurde damit begonnen. Zwei Jahre später vereinbarten die USA und die Sowjetunion unter der Führung Gorbatschows dann eine Wiederaufnahme der Abrüstungsgespräche. Der damit verbundene Rückgang der Spannungen zwischen den Supermächten ließ auch die deutsche Friedensbewegung wieder schwächer werden.

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