Der vielleicht ungewöhnlichste Kaiser des Mittelalters erregt das „Staunen der Welt“
Am 26. Dezember 1194 brachte Kaiserin Konstanze, Gemahlin Kaiser Heinrichs VI. und Schwiegertochter Friedrich Barbarossas, nach zeitgenössischen Berichten in einem Zelt auf dem Marktplatz einer kleinen italienischen Stadt einen Sohn zur Welt. Die gebürtige Normannenprinzessin aus Sizilien war bereits knapp 40 und in acht Jahren Ehe kinderlos geblieben. Um aufgekommenen Gerüchten zu begegnen, sollte so bewiesen werden, dass das Kind tatsächlich ihres war. Bereits mit zwei Jahren wurde der kleine Friedrich in Abwesenheit zum römisch-deutschen König gewählt, da sein Vater wegen einem geplanten Kreuzzug seine Nachfolge regeln wollte. Nachdem Heinrich tatsächlich auf der Reise gestorben war, ließ Konstanze den inzwischen Dreijährigen auch noch zum König von Sizilien krönen. Nach ihrem überraschenden Tod wurde Friedrich mit vier zum Vollwaisen. Der Papst übernahm die Vormundschaft und Friedrich wuchs im sizilianischen Palermo auf. Er erhielt eine umfassende Ausbildung und kam zudem wegen des Völkergemischs in der Stadt früh mit verschiedenen Denkweisen und Religionen in Berührung.
Da es für Königswahlen noch keine eindeutigen Regeln gab und Friedrich minderjährig war, kämpften in Deutschland mittlerweile zwei gewählte Könige um die Macht. Nachdem der eine, ein Onkel Friedrichs, ermordet worden war, wollte der andere, Otto IV. aus der Familie der Welfen, seine Macht weiter ausbauen und sich auch noch die staufischen Gebiete in Italien aneignen. Um das zu vereiteln, zog Friedrich mit 18 über die Alpen und ließ sich dort 1212 zum „anderen Kaiser“ wählen. Da er eine ungewöhnliche „herrscherliche Freigebigkeit“ zeigte, konnte er seine Stellung schnell festigen und sich schließlich gegen Otto durchsetzen. Als es ihn wieder nach Italien zurückzog, ließ er seinen neunjährigen Sohn zum König wählen. Dafür schrieb er bereits zugestandene Befugnisse an die deutschen Fürsten fest und erweiterte diese später nochmals. Für die weitere Entwicklung Deutschlands war das sehr bedeutend, da damit wesentliche Zuständigkeiten auf Dauer bei den Fürsten verblieben, sodass sich eigenständige Länder innerhalb des Gesamtstaats ausbilden konnten. Friedrich verlegte seine Residenz nach Italien und organisierte seine Herrschaft von dort aus. Er führte mit dem Papst und anderen Gegnern zahllose Kämpfe und wurde dabei mehrfach exkommuniziert, obwohl er das in den Kreuzzügen verlorene Jerusalem kampflos wiedergewinnen konnte. Nicht nur das machte ihn zu einem der ungewöhnlichsten Herrscher des Mittelalters, auch seine Bildung: Angeblich sprach er neun Sprachen, er war weltoffen und kulturell aufgeschlossen, äußerst wissbegierig und ein unabhängiger Denker. Er betätigte sich selbst wissenschaftlich und gründete die erste weltliche Universität Europas. Friedrich II. war stets umstritten: Während ihn etliche kirchliche Kreise als „Bestie“ oder „Antichrist“ beschimpften, verehrten ihn andere als „Staunen“ oder „Wunder“ der „Welt“. Als der Kaiser 1250 starb, begann das Spätmittelalter.
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