Nach seiner Krönung in Polen will der Fürst die sächsische Bevölkerung beruhigen
Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen, strebte wie einige andere der größeren deutschen Herrscher in den Jahren um 1700 auch nach einer Rangerhöhung: Er wollte König werden. Als der polnische König gestorben war, bot sich ihm eine Gelegenheit, denn in Polen, wo der Adel den Monarchen wählte, konnten auch Ausländer zum Zuge kommen. Die mit dem polnischen Adel aufgenommenen Verhandlungen mussten allerdings geheim bleiben, damit nicht die sächsischen Landstände Widerstand leisteten. Der König von Polen musste nämlich katholisch sein. Sachsen aber war seit Luthers Zeiten geradezu das „Mutterland der Reformation“, und selbstverständlich war auch Friedrich August selbst Lutheraner. Also wechselte der Kurfürst heimlich und erst später öffentlich zum katholischen Glauben über, woraufhin er Mitte September 1697 zum polnischen König gekrönt wurde. Viele seiner sächsischen Untertanen waren entsetzt. Zudem kamen Befürchtungen über eine Zwangs-Rekatholisierung auf, obwohl die reichsrechtlich eigentlich nicht erlaubt war.
Friedrich August versuchte den Unmut zu dämpfen und erließ am 29. September 1697 ein „Religionsversicherungsdekret“. Darin spielte er den Glaubenswechsel als bloßes „Personalwerk“ herunter und sicherte der Bevölkerung ausdrücklich zu, ihre Konfession beibehalten zu dürfen. Später förderte „August der Starke“, wie er bald genannt wurde, auch den Bau der evangelischen Frauenkirche in der Residenzstadt Dresden, um die Bevölkerung für sich einzunehmen. Das Gotteshaus war freilich auch ein wichtiges Element in der auf Wunsch des Königs entstehenden prachtvollen Stadtsilhouette, der Dresden den Beinamen „Elbflorenz“ verdankte. Für die Bauleidenschaft ihres Herrschers wurde wiederum die Bevölkerung zur Kasse gebeten, nachdem ihre Steuern schon für die Zahlung von Bestechungsgeldern bei der Königswahl hatten herhalten müssen. Somit dürften etliche Sachsen der gewachsenen Bedeutung ihres Landes und seiner Hauptstadt mit gemischten Gefühlen begegnet sein.
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