Zwischen Nürnberg und Fürth wird die „Ludwigseisenbahn“ eröffnet
Im 19. Jahrhundert verfolgte man in Deutschland den Betrieb von Dampfzügen in England mit großem Interesse. Da die lediglich sechs Kilometer lange Straße zwischen den Handels- und Gewerbestädten Nürnberg und Fürth stark genutzt wurde, kam die Idee auf, hier eine Eisenbahnverbindung zu schaffen. Im Aufruf zur Gründung einer Aktiengesellschaft für ein solches Projekt hieß es, vielleicht nirgendwo in ganz Deutschland könne „eine Eisenbahn leichter und mit größeren Vorteilen für Unternehmer ausgeführt werden“. Nachdem das nötige Kapital aufgetrieben war, bestellte die Eisenbahngesellschaft beim führenden englischen Lokomotivbauer eine Lokomotive. Diese wurde in Einzelteile zerlegt und in Kisten verpackt nach Nürnberg transportiert und unter Anleitung des ebenfalls aus England geschickten Lokführers zusammengebaut. Die Schienen und die Wagen stammten von deutschen Herstellern.
Bei der feierlichen Eröffnung am 7. Dezember 1835 herrschte ein gewaltiger Andrang. Etliche Buden und Zelte waren aufgestellt worden, die gesamte Strecke war von Zuschauern gesäumt. Nach einem Kanonenschuss und unter allgemeinem Jubel am Bahnhof in Nürnberg setzte der Lokführer in Frack und Zylinder die Lokomotive „Adler“ in Gang. Als am folgenden Tag der Regelbetrieb startete, fuhren 1200, im ersten Jahr bald eine halbe Million Fahrgäste mit. Dabei war der Adler, der zwei Stunden zum Aufheizen benötigte, nur zweimal pro Tag im Einsatz. Wegen der teuren Kohle wollte man Kosten sparen und ließ die meisten Züge zunächst nur mit Pferdebespannung fahren, wodurch sich die Fahrzeit allerdings fast verdoppelte. Finanziell war die „Ludwigseisenbahn“ lange sehr erfolgreich, erst die Konkurrenz der Pferde-, dann der elektrischen Straßenbahn machte sie schließlich unrentabel und 1922 wurde der Betrieb eingestellt. Heute bedient eine U-Bahn-Linie die Strecke.
Über das Deutschlandmuseum
Ein immersives und innovatives Erlebnismuseum über 2000 Jahre deutscher Geschichte
Das ganze Jahr im Überblick