Der Antikriegsfilm nach Remarques Roman darf in Deutschland nicht gezeigt werden
Der Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ des deutschen Autors Erich Maria Remarque erzählt von den grausamen Fronterlebnissen eines jungen Deutschen und seiner Klassenkameraden an der Westfront im Ersten Weltkrieg. Der nach dem Roman entstandene US-amerikanische Film von 1930 wurde mehrfach ausgezeichnet, gilt als Filmklassiker und war international äußerst erfolgreich. Für den deutschen Markt wurde er als einer der ersten Filme synchronisiert. Hierzulande stieß er aber wegen seiner pazifistischen Grundhaltung und der Darstellung der hoffnungslosen Situation deutscher Soldaten von Anfang an auf viel Kritik. Die rechten Parteien, vor allem die NSDAP, wollten in dem Film ebenso wie kaisertreue Veteranenverbände einen Angriff auf die „Ehre“ der deutschen Soldaten sehen. Dem Reichswehrministerium passte es nicht, dass deutsche Soldaten die Sinnhaftigkeit ihres Tuns in Frage stellten. Viele störte es auch, dass Deutsche von Schauspielern aus den USA, dem vormaligen Kriegsgegner, dargestellt wurden oder dass Juden bei der Entstehung des Films entscheidend beteiligt waren. Schließlich erteilte die Berliner Filmprüfstelle einer gekürzten Fassung die Aufführungsgenehmigung.
Jetzt legte der „Reichspropagandaleiter“ Joseph Goebbels erst recht los und setzte mit Krawallen von Nazis vor und in den Kinos eine Kampagne in Gang. Dabei wurden etwa Vorführungen durch Störer gesprengt. Mit der selbst verursachten Gefährdung der öffentlichen Ordnung begründete Goebbels dann die Notwendigkeit eines Aufführungsverbots. Dem schlossen sich Regierungen deutscher Länder wie Thüringen oder Bayern an. Darauf gab die „Oberste Filmprüfstelle“ am 11. Dezember 1930 ein Aufführungsverbot für den Film bekannt. Als Gründe wurden eine „Gefährdung des deutschen Ansehens in der Welt“, eine „Herabsetzung der deutschen Reichswehr“ und eine „ungehemmte pazifistische Tendenz“ des Films genannt. Auf die Absetzung des Films reagierten viele Menschen mit Protesten. Deshalb wurde der Film Monate später unter Einschränkungen bzw. in erneut gekürzter Fassung wieder zugelassen. Mit Hitlers „Machtergreifung“ kam bald das endgültige Verbot des Films, auch die Romanvorlage fiel den Bücherverbrennungen der Nazis zum Opfer. Eine deutsche Neuverfilmung des Romans von 2022 erhielt mehr Oscars als jeder andere deutsche Film.
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