Der Wunsch der Ostdeutschen nach Veränderungen wird gewaltsam niedergeschlagen
1953 war die Unzufriedenheit vieler Menschen über die Lebensverhältnisse in der DDR deutlich angewachsen. Als dann auch noch eine Erhöhung der Arbeitsnormen um 10 % angeordnet wurde, man also mehr arbeiten sollte, brodelte es vielerorts. Nachdem am Vortag bereits Tausende Bauarbeiter in Berlin auf die Straße gegangen waren, strömten am frühen Morgen des 17. Juni zahlreiche Demonstrationszüge Richtung Zentrum. Gegen Mittag protestierten im Osten der Stadt mehr als 100 000 Menschen gegen den Aufbau des Sozialismus und forderten den Rücktritt der Regierung, freie Wahlen sowie den Abzug der Sowjets, auch Rufe nach der Wiedervereinigung waren zu hören. Ähnliches verlangten in über 700 Städten und Gemeinden der gesamten DDR mehr als eine Million Demonstranten und Streikende. Dabei wurden Polizeireviere und Gebäude der SED wie auch der Staatssicherheit sowie Haftanstalten gestürmt. Die paramilitärische kasernierte Volkspolizei (KVP) war von der Situation überfordert. Schon am frühen Morgen waren allerdings sowjetische Truppen mit Panzern in Marsch gesetzt worden. Gegen diese hatten die Aufständischen keine Chance, zudem wurde um 13 Uhr durch den sowjetischen Militärkommandanten der Ausnahmezustand in einem Großteil der DDR verhängt. Dadurch konnten 20 000 sowjetische Soldaten und 15 000 Volkspolizisten die Lage zumindest äußerlich meist noch im Verlauf des Tages beruhigen. Der Aufstand forderte mehr als 50, vielleicht über 100 Todesopfer, 15 000 Menschen wurden festgesetzt.
In der Folge versuchte die DDR-Staatsführung der Bevölkerung entgegenzukommen, indem sie die Normerhöhungen zurücknahm, die Löhne anhob und die Nahrungsmittelproduktion förderte. Auch die Sowjetunion lieferte Getreide und verlangte weniger Geld für Besatzung und Reparationen. Auf der anderen Seite baute die DDR-Führung den Kontroll- und Unterdrückungsapparat aus. Während sie den Aufstand offiziell als „faschistischen westlichen Putschversuch“ interpretierte, sah man in ihm im Westen ein Symbol des Freiheitswillens der Ostdeutschen. Die Wiedervereinigung war nicht die häufigste Forderung der Demonstranten gewesen – in der Bundesrepublik erklärte man aber den 17. Juni als „Tag der deutschen Einheit“ zum gesetzlichen Feiertag.

Über das Deutschlandmuseum
Ein immersives und innovatives Erlebnismuseum über 2000 Jahre deutscher Geschichte
Das ganze Jahr im Überblick












