Die DDR errichtet einen „antifaschistischen Schutzwall“
Um 1960 nahm die mit dem Aufbau des Sozialismus verbundene wirtschaftliche Krise der DDR deutlich zu und trieb zusammen mit wachsenden Zwangsmaßnahmen eine immer größere Zahl von Menschen zur Flucht Richtung Westen. Da das Verlassen der DDR in Berlin relativ leicht möglich war, setzten sich dort immer mehr Bürger ab, vor allem junge und oft gut ausgebildete. Dadurch fehlten bald allein im Ostteil Berlins über 40 000 Arbeitskräfte, was die wirtschaftliche Abwärtsspirale verstärkte. Als angesichts dieser „Abstimmung mit den Füßen“ Gerüchte über Gegenmaßnahmen der DDR-Führung aufkamen, behauptete deren Chef Ulbricht im Juni 1961 bei einer internationalen Pressekonferenz: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ In Wirklichkeit waren schon mehrfach DDR-Entscheidungsträger in Moskau vorstellig geworden, um Abriegelungsmaßnahmen in Berlin zu erörtern.
Nachdem Ulbricht endlich die Erlaubnis der sowjetischen Führung erhalten hatte, kam es nach einer anschließenden Weisung der DDR-Regierung zügig zur Umsetzung. In der Hoffnung auf Ablenkung der Bevölkerung durch das Wochenende schlossen Grenzpolizisten, Volkspolizisten und Soldaten am 13. August 1961 die Sektorengrenzen nach Westberlin und den Berliner Außenring ab. Straßen wurden aufgerissen, Betonpfähle eingesetzt und durch Stacheldrahtverhaue verbunden. In den folgenden Tagen begannen Bautrupps unter Bewachung, den Stacheldraht durch eine zwei Meter hohe Mauer zu ersetzen. Die fassungslose Bevölkerung wurde durch Volkspolizisten, linientreue „Kampfgruppen“ und auch sowjetische Soldaten mit automatischen Waffen in Schach gehalten, Protestierende wurden verhaftet. Der Durchgangsverkehr der U- und S-Bahnen wurde dauerhaft unterbrochen und die Zahl der Grenzübergangsstellen deutlich verringert. Bei Häusern in Grenznähe mauerte man anschließend Fenster und Türen zu. Die Grenztruppen erhielten Schießbefehl, um Fluchtversuche zu unterbinden. Die Berliner Mauer, die Millionen von Ostdeutschen das letzte Schlupfloch und die Freiheit nahm, bezeichnete das DDR-Regime als „antifaschistischen Schutzwall“.

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