Der größte und verlustreichste Auslandseinsatz der Bundeswehr beginnt
Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 mit gekidnappten Flugzeugen und 3000 Todesopfern in den USA beschloss der NATO-Rat erstmals den Bündnisfall nach Artikel 5 des NATO-Vertrags. Das verpflichtete die Bündnismitglieder und damit auch Deutschland zur Mitwirkung bei Verteidigungsmaßnahmen. Auch nach Einschätzung des UN-Sicherheitsrats war der Angriff der Terrorgruppe Al-Quaida eine Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit. Das in Afghanistan regierende Taliban-Regime bot dem für den Angriff auf die USA verantwortlichen Terrornetzwerk einen Rückzugsraum und verweigerte die Auslieferung des Al-Quaida-Chefs Osama bin Laden. Deshalb wurde mit Zustimmung der Vereinten Nationen eine internationale „Sicherheitsunterstützungsgruppe“ aufgestellt. Diese „ISAF“ („International Security Assistance Force“) sollte einen friedenserzwingenden Einsatz unter der Führung der NATO mit dem Ziel führen, Afghanistan sicher zu machen und neu aufzubauen. Am 22. Dezember 2001 erteilte der Bundestag einer befristeten Beteiligung Deutschlands seine Zustimmung. Diese musste immer wieder erneuert werden, da sich der Einsatz lange hinzog. Deutschen Streitkräften wurde durch die ISAF die Verantwortung für eine Region im Norden Afghanistans übertragen, wo sie für Sicherheit, verschiedene zivile Hilfsmaßnahmen und den Aufbau der afghanischen Armee und Polizei zuständig waren. Nach zwölf Jahren kam das Ende der ISAF und die afghanische Regierung sollte die Verantwortung für die Sicherheit wieder selbst übernehmen. Die NATO und auch die Bundeswehr führten die „entschlossene Unterstützungsmission“ („Resolute Support Mission“) des Landes nun mit weniger Truppen und nicht mehr als eigentlichen Kampfeinsatz fort. 2021 kam es zu einem Rückzug der NATO- und damit auch der deutschen Truppen unter teils chaotischen Verhältnissen.
Zeitweise waren bis über 5300 deutsche Soldaten gleichzeitig in Afghanistan im Einsatz, insgesamt waren es mehr als 90 000. 59 von ihnen kamen ums Leben. Die teils aufwändig ausgebildeten afghanischen Sicherheitskräfte leisteten bei der erneuten Machtübernahme der Taliban kaum Gegenwehr. Damit war auch der zivilen Hilfe Deutschlands bei der Strom- und Wasserversorgung, der Ausbildung von Lehrern oder der Vergabe von Kleinkrediten nur ein kurzfristiger Erfolg beschieden. Der teuerste, personalintensivste und verlustreichste Einsatz deutscher Truppen im Ausland zeigte, dass die Stabilisierung eines Staates in einer fernen Weltregion ohne echte Mitwirkung der Bevölkerung kaum möglich ist. Zahlreiche afghanische Hilfskräfte der Deutschen, denen die Unterstützung fest zugesagt worden war, warten auch heute noch auf eine Einreisebewilligung nach Deutschland.
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