Ulbricht reicht wegen „gesundheitlicher“ Probleme seinen Rücktritt ein
Walter Ulbricht stand seit 1950 an der Spitze des Zentralkomitees der SED und somit im Zentrum der Macht der DDR. Er prägte so zwei Jahrzehnte lang die Entwicklung der ehemaligen Sowjetischen Zone zum sozialistischen Staat und befahl auch den Bau der Berliner Mauer. Wirtschaftlich entwickelte sich die DDR in dieser Zeit besser als andere Ostblockstaaten, weshalb Ulbricht Ende der 1960er-Jahre das „Modell DDR“ als Vorbild für sozialistische Industrieländer anpries. Damit stellte er allerdings den Führungsanspruch der Sowjetunion in Frage, die behauptete, im eigenen Staat den Sozialismus schon verwirklicht und bereits den Weg zum Kommunismus eingeschlagen zu haben. Auch innerhalb der DDR-Führung sorgte Ulbricht für Ärger, als er bei den Verhandlungen mit der Bundesrepublik im Zuge der Entspannungspolitik zu deutlichen Zugeständnissen bereit war.
Mit Erich Honecker, der schon seit Jahren eine wichtige Rolle im Zentralkomitee der SED spielte, gab es dort einen aufstrebenden Konkurrenten, der auch Ulbrichts Fokussierung auf die Wirtschaft kritisch sah. Dieser versuchte Honecker 1970 kaltzustellen, indem er ihn überraschend von seiner leitenden Funktion im Zentralkomitee entbinden ließ. Honecker tat sich darauf mit Leonid Breschnew, dem starken Mann der Sowjetunion, zusammen. Der sorgte dafür, dass die nicht mit ihm abgesprochene Zurückstufung Honeckers rückgängig gemacht wurde. Mit Unterstützung einer Mehrheit im Politbüro und Breschnews Hilfe schritt Honecker dann zur Tat: Er erschien in Begleitung Bewaffneter in Ulbrichts Domizil und zwang ihn, ein Rücktrittsgesuch zu unterschreiben – offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Am 3. Mai 1971 wurde Honecker Erster Sekretär (ab 1976 Generalsekretär) des Zentralkomitees der SED und damit der neue starke Mann in der DDR.
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